Über eine Ferienpassaktion an die Jugend-Spitze

Bei den Deutschen Meisterschaften in Neumünster belohnte sich die 17-Jährige mit der Bronzemedaille.
VON KATHRIN KRAFT
JEVER – Kegeln ist ein Sport für alte Leute, Sauftouren und Weihnachtsfeiern – zumindest in den Köpfen Vieler. Dass auch junge Leute Spaß an diesem Präzisionssport haben können, ist für die meisten schon fast undenkbar. Das beste Gegenbeispiel dafür ist aber wohl Laura Gawenda. Sie ist zwar die einzige Jugendliche in der Sportkegel-Mannschaft des MTV Jever, dafür aber eine sehr erfolgreiche.
Der Weg an die Spitze
Mit acht Jahren kam die heute 17-Jährige über eine Ferienpassaktion zum Kegeln. Ihre Schwester Christina war da schon dabei und auch der Vater der beiden kegelte. „Es hat mir einfach Spaß gemacht“, begründet Laura, warum sie dabeigeblieben ist. Und mit dem Spaß kam auch der Erfolg. Fünf Jahre dauerte es, da hatte sie sich in der Spitze der deutschen B-Jugend-Keglerinnen etabliert. Zweite Plätze bei der Kreisund Bezirksmeisterschaft, der Titel bei der Landesmeisterschaft und Rang zehn bei den Deutschen sorgten für eine Einberufung in den Nationalkader, sodass Laura im Oktober 2008 sogar
an einem B-Jugend-Länderspiel gegen Dänemark in Roskilde teilnehmen durfte. Ein Jahr später krönte sie ihre Karriere bei den B-Junioren mit dem Deutschen Meistertitel.
Für Einsatz belohnt
In der Regel trainiert Laura einmal die Woche. „Ich mache dann ein paar Würfe und feile an meiner Technik, damit ich nichts verlerne“, verrät die Schülerin von Hella Tadken-Taddicken und Eckard Schenk. Wenn es allerdings auf Meisterschaften zugeht, nimmt auch der Trainingsumfang zu. Der letzte große Wettkampf war Anfang Juni die Deutsche Jugendmeisterschaft der Bohle-Kegler in Neumünster. Hoch offiziell ging es dort zu. Die Sportler aus den verschiedenen Bundesländern marschierten hinter einem Fahnenträger in die Halle ein und wurden von den Zuschauern lautstark begrüßt. „Es ist tatsächlich immer sehr voll und laut bei solchen Wettkämpfen“, beschreibt Laura die Atmosphäre. Am Ende der Meisterschaft belohnte sich die Jeveranerin in Neumünster mit der Bronzemedaille. „Eigentlich hatte ich mir nichts ausgerechnet“, gibt sie im Nachhinein zu. „Man kennt ja die Gegnerinnen, und da sind schon viele starke dabei.“
Freunde finden
Dass es immer die gleichen Gesichter sind, die sie bei Meisterschaften sieht, macht Laura nichts aus. Im Gegenteil: Es entwickeln sich auch Freundschaften. „Mit Facebook und What’s App ist es ja kein Problem, in Kontakt zu bleiben“, sagt sie. Auch die Stimmung sei immer gut. „Es gibt keine Zickereien oder sowas. Jeder macht sein Ding und am Ende gönnt man es den Gewinnern auch“, erklärt die 17-Jährige.
Hartes Training
Das nächste Projekt heißt nun Nationalkader-Training. Laura hat nach einjähriger Beobachtungsphase eine Einladung erhalten. Jeden Monat musste sie einen Bogen ausfüllen und angeben, wie viel sie trainiert hat, ob sie joggen war, welche gymnastischen übungen sie ausgeübt hat – von wegen AlteLeute-Sport. Beim Kadertraining wird tatsächlich um sechs Uhr aufgestanden und um halb sieben in der Halle gestanden. „Wenn man zwölf Minuten gelaufen und eine Minute Seil gesprungen ist und anschließend für 360 Wurf auf die Bahn geht, ist man hinterher schon geschafft“, sagt Laura.
Kegeln kaum beachtet
Da interessiert es sie auch nicht, dass ihre Freunde nur ein müdes Lächeln für den Sport der Fachoberschülerin übrig haben. „Das ist mir egal“, sagt sie resolut. Es sei eben das Los des Kegelns, diesen Beigeschmack zu haben. Auch wenn sie das gern
ändern würde. „Die Medien haben so viel Einfluss auf die Jugendlichen heutzutage. Und wenn das Kegeln in den Medien nicht vertreten ist, ist es auch in den Köpfen der Jugend nicht vertreten“, erklärt sie.
Ihr Traumberuf
Laura kann aber gut damit umgehen, andere Interessen zu haben als andere Mädchen in ihrem Alter. Auch ihr Berufswunsch ist eher bei Jungen beliebt – sie möchte Bau-Ingenieurin werden. Ein Jahr besucht sie die Fachoberschule in Oldenburg noch, dann soll ein entsprechendes Studium folgen.
Herz schlägt für Jever
Um das umständliche Bahnfahren zu umgehen, zieht sie gerade in eine Wohngemeinschaft in Oldenburg. Den Verein wechseln will sie deshalb aber nicht. „Vielleicht kann ich in Oldenburg unter der Woche mittrainieren, aber ich möchte schon beim MTV bleiben“, erklärt Laura. „Die Mannschaft ist eh schon dünn besetzt, außerdem ist der Leistungsdruck hier nicht so hoch.“
Außerdem kommen noch zwei weitere Hobbys in Jever hinzu: Ihr Hund Shadow und der Einsatz in der ersten Fußball-Damenmannschaft des FSV Jever. Laura ist eben doch ein völlig normales 17-jähriges Mädchen. Da soll nochmal jemand sagen, Kegeln ist nur was für alte Leute...

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