„Am Ende hatte keiner mehr Lust auf Abwehr“
Rund 230 Zuschauer sahen eine spannende Partie und 60 Tore in
60 Minuten. Offener Schlagabtausch in der Schlussphase.
VON GORDON PÄSCHEL
JEVER – Manch einer in den Reihen der HG Jever/Schortens mag sich am Sonnabend an das Wettrennen zwischen dem Hasen und dem Igel erinnert gefühlt haben. Denn wie sehr sich die VerbandsligaHandballer in ihrem Heimspiel gegen den TvdH Oldenburg auch abmühten, am Ende mussten sie feststellen, dass die Gäste immer einen Schritt schneller waren und anscheinend mühelos jeden Rückstand aufholten. Trotz wiederholter überzahl, mehrfacher Führung und leidenschaftlichem Kampf unterlagen die Friesländer mit 29:31 (13:13). Kleiner Trost: Ihren fünften Tabellenplatz konnten sie im Fernduell gegen die jetzt punktgleiche HSG Osnabrück dennoch behaupten. Wie knapp und wie emotional geführt die Partie vor allem in der Schlussviertelstunde war, zeigten die Bilder unmittelbar nach dem Abpfiff. Während sich Gäste erleichtert in den Armen lagen und ausgelassen „Auswärtssieg“ skandierten, schlichen die HG-Spieler mit hängenden Köpfen vom Feld. Das Publikum aber war begeistert. Viele der gut 230 Zuschauer blieben minutenlang stehen und klatschten anerkennend für den offenen Schlagabtausch, den sie kurz zuvor erlebt hatten. „Das war Run & Gun“, bemerkte ein zufriedener Torwart Thomas Breves, der zum ersten Mal nach seinem Wechsel nach Oldenburg wieder in der Sporthalle an der Jahnstraße aufgelaufen war. Und Steffen Graalfs, der ein starkes Spiel auf der Linksaußenbahn der HG gezeigt hatte, kommentierte: „Am Ende hatte keiner mehr Lust auf Abwehr. Beide wollten unbedingt gewinnen.“ (Mehr Stimmen zum Spiel siehe untenstehender Artikel.) Ehe beide Seiten mit offenem Visier die Entscheidung suchten, war es lange Zeit das Duell zweier starker Abwehrreihen gewesen. Beide Mannschaften erwarteten die gegnerische Offensive in einer 6:0-Formation. Die HG rückte dabei mit Tobias Meyer und Sören Krebst immer wieder geschickt gegen den permanent rotierenden und kreuzenden Rückraum der Gäste vor. Und im Angriff lief vieles über Jan Bergmann, der am Kreis unermüdlich arbeitete und neben fünf Treffern an diesem Abend eine Vielzahl Siebenmeter und Strafzeiten provozierte. Die Führung wechselte munter hin und her, wobei sich weder die HG noch der Turnverein vor dem Haarentor mit mehr als einem Treffer absetzen konnte.
Unmittelbar nach der Halbzeitpause erspielten sich die Gäste dann zum ersten Mal eine Zwei-Tore-Führung (13:15, 33. Minute). Die HG drohte in dieser Phase ihre Linie zu verlieren, auch weil das Cloppenburger Schiedsrichter-Duo Niemöller/Willenborg mit zahlreichen unverständlichen Entscheidungen für große Unruhe sorgte. Statt sich weiter irritieren zu lassen, besann sich die erneut sehr junge Sieben von Trainer Hero Dirks wieder auf das Wesentliche und bog die Begegnung um. In überzahl traf Jan Bergmann zum 19:18 (43.). Beim Stande von 23:22 (50.) lag die HG dann jedoch zum letzten Mal in diesem Spiel vorne. Im Anschluss bewiesen die Oldenburger ihre ganze Klasse, setzten zum Zwischenspurt (23:25, 54.) an und retteten die Führung dann trotz kritischer Unterzahlsituationen in den Schlussminuten ins Ziel.