Dröge-Team entzaubert den Meister

Gästespielerin Jennifer Adami erzielte 14 Treffer, davon neun vom Siebenmeterpunkt. Schwache Schiedsrichter.
VON THOMAS BREVES
JEVER/SCHORTENS – Der Schlusspfiff in der Sporthalle an der Jahnstraße ist bereits verklungen. Dennoch liegen eine paar nervenaufreibende Sekunden vor den LandesligaHandballerinnen der HG Jever/Schortens. Sie führen mit 31:30 Toren gegen den Tabellenersten und designierten Meister Elsflether TB, müssen aber noch einmal zittern. Sechs Spielerinnen der DrögeElf stehen zur Mauer formiert, die Hacken am SechsmeterKreis. Die Arme so hoch wie möglich gereckt balancieren sie auf den Zehenspitzen und erwarten den letzten Freiwurf. Der Ball wird freigegeben, der Wurf kommt und das Leder bleibt doch in der Wand aus Armen hängen. Bei den HGHandballerinnen gibt es im Anschluss kein Halten mehr. Die Spielerinnen von der Bank stürmen auf das Feld, das Team fliegt sich in die Arme. Es ist der Lohn äußerst spannender 60 Minuten, in denen die HG nur einmal in Führung gehen konnte, aber das kurz vor Schluss – zum richtigen Zeitpunkt.
Bis dahin war es jedoch ein langer Weg für das Team von Trainer Markus Dröge, das sich nicht nur der Mannschaft des Elsflether TB von Trainer Ulrich Adami erwehren musste, sondern auch große Probleme mit dem Schiedsrichtergespann Klaus Makovicha und Olaf Jung hatte. Das zeigte sich häufig nicht auf Ballhöhe und brachte mit seiner oft zweifelhaften Regelauslegung vor allem den HG-Coach zum Kochen. „Das ist eine Frechheit“, entfuhr es Markus Dröge noch während des Spiels. Dabei hatte er jedoch Glück, dass es die Unparteiischen, bei einer Verwarnung beließen. Grund zur Aufregung gab es für ihn aber weiterhin. Nicht nur, dass sehr einseitige Siebenmeterentscheidungen zu Gunsten des Elsflether TB der ETB bekam in der ersten Halbzeit sieben zugesprochen, die HG keinen –für Unruhe sorgten, auch bei technischen Fehlern waren die Schiedsrichter mehr als einmal auf dem Holzweg. Das Spiel der beiden Mannschaften hatte dennoch Klasse. Die HGHandballerinnen machten sich das Leben in der ersten Halbzeit allerdings selbst schwer. Die Rückzugsphase ließ zu wünschen übrig. Zuordnung und Laufverhalten stimmten nur selten. Auch die ansonsten vielgerühmte Abwehr der HG war oft einen entscheidenden Schritt zu spät. Am meisten profitierte Gästespielerin Jennifer Adami von diesem Manko. Sie lief nicht nur selbst zahlreiche Tempogegenstöße, auch ihre übersicht und ihre Anspiele an den Kreis hatten Oberliga-Qualität.
Aber genau an diesem Umstand krankte mit zunehmender Dauer auch das Spiel der Gäste. Denn der komplette Spielaufbau des ETB war auf Jennifer Adami ausgerichtet. Die HG wirkte vor allem in der zweiten Halbzeit flexibler. Die Abwehr zeigte sich angesichts nachlassender Kräfte der ETB-Topwerferin zunehmend stärker und Sandra Möhlmann brillierte im Tor mit schnellen Reflexen und zielgenauen langen Pässen. Wurf um Wurf wurde der Meister entzaubert. Der Sieg der HGHandballerinen war nicht unverdient – der Jubel auch nicht.

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