Ein Aufbruch in die Vergangenheit

Von Thomas Breves

Henning Cassens, Jan Bergmann, Torben Schoster und Dietmar de Vries übernehmen die Geschicke der ersten Mannschaft.

JEVER/SCHORTENS. Der schleichende Niedergang des Handballsports im Erwachsenenbereich der HG Jever/Schortens ist für eingefleischte Fans in der Region in den vergangenen Jahren nur schwer erträglich gewesen. Kamen im Oberliga-Aufstiegsjahr 2011 in Spitzenzeiten bis zu 500 Zuschauer zu Spielen der ersten Männermannschaft in die Sporthalle an der Jahnstraße, waren es zuletzt vorwiegend Vereinsfunktionäre und ein kleiner harter Kern, die sich auf den mehrstufigen Tribünenrängen verloren. 50 Zuschauer waren schon viel in der Handball-Landesklasse. Auch das ehemalige Starensemble der zweiten Mannschaft belebte nur kurzzeitig das Interesse am Handballsport in Jever und Schortens. Mehr als 80 Siege, die das Team am Stück einfuhr, bringen irgendwann kein Blut mehr in Wallung – bei allem Respekt für die sportliche Leistung.

„Uns ging es genauso“, sagt Henning Cassens mit Blick auf den Frust, der sich bei den Fans breit machte. Er hat alle Höhen und Tiefen der ersten Mannschaft erlebt. „Aber wir wollten uns das jetzt auch nicht mehr mit ansehen. Wir müssen handeln, sonst wird es nicht besser.“ Als Co-Trainer hat er in der vergangenen Saison die Geschicke der ersten Herren an der Seitenlinie gelenkt. Jetzt übernimmt er die Verantwortung als Chef-Coach. Und er ist dabei nicht alleine. Ihm zur Seite stehen mit Jan Bergmann (Co-Trainer), Dietmar de Vries (Physiotherapeut) Torben Schoster (Betreuer und Social Media) und Thomas Hilbinger (Torwarttrainer) altgediente Recken des Vereins. Vor allem das Engagement von de Vries kommt dabei ein wenig überraschend, hatte er doch zunächst nicht mehr vor, sich im Handballsport zu engagieren. „Das Konzept hat mich aber überzeugt“, sagt er. Trotzdem nahm er sich vor der Einwilligung zwei Wochen Bedenkzeit. Sie streben Veränderung an und übernahmen doch zunächst einmal einen Scherbenhaufen.

„Zuletzt hatten wir nur noch drei Leute im Training“, erzählt Cassens zur Situation, wie sie sich noch im Februar abgezeichnet hat, als der Vorstand der HG auf ihn zutrat, mit der Bitte, das Traineramt zu übernehmen. Zusammen mit Jan Bergmann erstellte er eine Liste von 26 Spielern auf, die sie für das neue Projekt und die Vision von der Rückkehr in den leistungsorientierten Handball gewinnen wollten. Sie riefen alle an und 23 sagten zu. „Wir stellen somit eine komplett neue Mannschaft auf“, sagt Cassens und verrät, dass viele alte Bekannte zur HG zurückkehren werden. „Wir nutzen natürlich unsere Kontakte“, ergänzt Bergmann

Dabei ist das vorrangige Ziel, zunächst erst einmal, den Platz in der Landesliga, den die zweite Mannschaft in der vergangenen Saison erkämpft hat, zu halten. „Wir müssen auf dem Boden bleiben und immer dran denken, wo wir herkommen“, warnt Cassens davor, die Erwartungen zu hoch zu schrauben. Viel Vertrauen ist in den vergangenen Jahren zerstört worden. „Das Ziel ist es aber, wieder den Standpunkt wie vor fünf, sechs Jahren zu erreichen“, wagt Torben Schoster schon einmal einen Blick in die Zukunft. „Wir müssen Handball wieder zu einem Event machen“, erklärt auch Dietmar de Vries. Sie versprühen Aufbruchstimmung und auch Neugier, die ihnen entgegen gebracht wird. „Wir sind schon sehr häufig in der Stadt angesprochen worden, was denn jetzt passiert. Die Leute haben Lust auf Handball“, sagt Schoster.

Die neue Mannschaft hat die Vorbereitung bereits aufgenommen. In den kommenden Tagen will das Führungsquartett mehr zu den einzelnen Spielern verraten.

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