Ein exklusives Erlebniswochenende in Hamburg

Team um Torwart Gerd Bargen tritt zum Aufwärmmatch vor Champions-League-Spiel an.
VON GORDON PäSCHEL
HAMBURG/JEVER/SCHORTENS – Die Mannschaft des Handball-Regionsligisten HG Jever/ Schortens III ist eine eingeschworene Truppe. Die meisten, die hier spielen, sind schon seit vielen Jahren dabei. Neben dem Sport sind es vor allem die geselligen Momente, die sie zusammenhalten. So verabreden sich die Männer einmal pro Saison zur großen Fahrt. üblicherweise geht es dafür in die Türkei, und sie waren schon auf allen Ostfriesischen Inseln. Am vergangenen Wochenende aber hieß das Ziel: Hamburg, genauer: die O2-Arena, in der das Team um Gerd Bargen zu einem ganz besonderen Spiel antreten sollte. Wie berichtet, hatte sich die HG im Rahmen der Aktion „Handball hilft“ (siehe Infokasten) ein außergewöhnliches und exklusives Erlebnispaket rund um die Cham-
pions-League-Begegnung zwischen den Handballern des HSV Hamburg und dem amtierenden französischen Meister Montpellier ersteigert.
Mit neuen Trikots im Gepäck machten sich die Friesländer am Sonnabend per Bahn auf den Weg in Richtung Hansestadt. Die erste Station führte sie hier direkt in ihre Unterkunft: Ein Vier-SterneHotel in Altona. Als sie dort ankamen, hatten die Handball-Profis aus Frankreich bereits eingecheckt. Und auch der Mannschaftsbus, der nicht nur die Spieler aus Montpellier, sondern auch die HG später in die Arena bringen sollte, stand schon bereit. Vorher aber bezogen Bargen und Co. erst einmal ihre Zimmer und stärkten sich für die sportliche Herausforderung am frühen Abend.
Um 16 Uhr hieß es dann Abfahrt zur Halle. Der LuxusBus mit den friesischen Gästen an Bord fuhr ohne Umweg zum Spielereingang, wo die HG zum ersten Mal auch auf die HSV-Akteure traf. Das Team von Trainer Martin
Schwalb zog sich in der Kabine gegenüber der Umkleide der HG um. Zeit für Gespräche hatte da allerdings noch keiner. „Die waren so konzentriert, die haben gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert ist“, erzählt Bargen. Der HG-Keeper hatte sich insbesondere auf ein Wiedersehen mit dem Torwart des HSV, Johannes Bitter, gefreut. Als „Jogi“ Bitter noch in Friesland aktiv war, hatte Bargen als Schiedsrichter Spiele mit dem ehemaligen Schlussmann der Nationalmannschaft geleitet.
Frisch angekleidet erlebten die HG-Handballer in der Halle erst einmal eine überraschung: „Der Boden zählte zu den schlimmsten, auf denen ich je gespielt habe“, wunderte sich nicht nur Bargen über die Qualität des Untergrunds. „Uneben und voller Backe“ sei er gewesen. Ganz anders als es die Bilder im Fernsehen zeigen würden.
Aber nicht nur der Boden war gewöhnungsbedürftig, auch die Ausmaße der Halle flößten den Friesländern Respekt ein. Bis zu 13 000 Zu-
schauer fasst die Mehrzweckarena bei Handballspielen. Und während die HG zu ihrem Freundschaftsmatch gegen eine Mannschaft eines HSV-Fanclubs antrat, füllten sich langsam die Ränge. „Als Spieler kommt man sich da richtig verloren vor“, beschreibt Bargen das Gefühl, in einer so großen Halle aufzulaufen. Beirren ließ sich die HG davon nicht. 18:16 hieß es am Ende der Partie aus ihrer Sicht. Kaum war die Begegnung abgepfiffen, musste Bargen dem Hallensprecher Rede und Antwort stehen. Das Interview wurde via Lautsprecheranlage und auf dutzenden Monitoren in der ganzen Arena übertragen.
Nach dem Duschen wurden die Gäste in eine Loge begleitet. In bequemen Sesseln konnten sie hier verfolgen, wie sich der HSV und Montpellier unten auf dem Feld ein hitziges Duell um Champions-League-Punkte lieferten. Mit einem knappen 35:33-Erfolg sicherte sich der Gastgeber aus Hamburg an diesem Abend die Tabellenführung, während Bargen und seine
Mannschaftskollegen in der VIP-Loge das Büfett plünderten. Einige der Akteure aus der Halle trafen sie später noch auf der Players-Party, zu der die HG zum Abschluss eines ereignisreichen Tages eingeladen war. Zum Bedauern von Bargen war Johannes Bitter jedoch nicht dabei. Zurück im Hotel, nutzte Bargen stattdessen die Gelegenheit und unterhielt sich mit einem der französischen Spieler, der ebenso wie Bargen und seine Mannschaftskollegen auf ein Taxi zur Reeperbahn wartete.
„Es war ein tolles Wochenende“, waren sich Bargen und seine Mitspieler einig. Besonders gut gefallen hatte ihnen neben den Eindrücken in der Halle die „familiäre Atmosphäre“ beim HSV. Auffallend sei gewesen, dass Handballer „eben nicht so unnahbar wie Fußballer“ seien“. übrigens: Mit dem Fanclub, gegen den die HG angetreten war, wurde in Hamburg direkt eine Revanche verabredet. Das Rückspiel soll dann in Jever stattfinden, dieses Mal voraussichtlich vor nicht ganz so großer Zuschauerkulisse.

MOTTO „HANDBALL HILFT“
Unter dem Motto „Handball hilft“ werden seit 2008 von Vereinen der 1. und 2. Handball-Bundesliga sowie der 1. Liga der Frauen besondere Aktionen zur Verfügung gestellt und versteigert. Die Angebote können dabei vom signierten Trikot bis hin zu kompletten Sportreisen variieren. Der Erlös der Auktionen kommt der Deutschen Krebshilfe zugute. Alleine im Jahr 2012 kamen auf diese Weise rund 21 000 Euro zusammen. Das Gebot der HG Jever/Schortens, das den Zuschlag für das Champions-League-Spiel in Hamburg gebracht hatte, ist laut Thomas Krämer von der Deutschen Krebshilfe das höchste Einzelergebnis aller bisherigen Auktionen.

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