Ein Weißrusse in Friesland

Die Tischtennis-Regionalliga kann kommen! Mit der Verpflichtung des gerade 21-jährigen Kirill Barabanov vom bayrischen Oberligisten TSV Stein holt der MTV Jever einen neuen Spitzenmann, der nach der sportlichen Qualifikation nun auch personell die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison in der Regionalliga schafft. Barabanovs Ruf eilt ihm dabei voraus, immerhin zählt er neben Superstars wie Vladimir Samsonov oder Abwehrkünstler Chtchetinine zum Kader der weißrussischen Nationalmannschaft. Internationale Bekanntheit errang er aber vor allem durch einen Ballwechsel bei den Kuwait Open mit dem Franzosen Robinot, in dem ihn sein Gegenüber mit einem Schlag hinter dem Rücken alt aussehen lässt. Stolze eineinhalb Millionen Aufrufe des entsprechenden YouTube-Clips sind inzwischen dokumentiert! „In dem Moment dachte ich nur, das ist unmöglich!“, so Barabanov zum sensationellen Kunstschlag des Franzosen, der auch die ganze Partie für sich entschied. Jevers Neuer indes kann ebenfalls schon etliche Erfolge vorweisen. So dominierte er den weißrussischen Juniorenbereich, wurde 2013 Dritter der weißrussischen Meisterschaften in Einzel und Doppel und trat auch international schon in Erscheinung - etwa bei zwei Welt- und zwei Europameisterschaften. „Dank des Tischtennis war ich schon in 35 Ländern“, berichtet der Tischtennisprofi gleichermaßen stolz wie dankbar. Nach Rücken- und Hüftproblemen ist Barabanov derzeit allerdings „nur“ die Nummer sieben seines Landes. „Das ist schon hart, aber ich habe Chancen, auch wieder die Nummer drei zu werden!“, zeigt sich der Offensivspieler entsprechend angriffslustig. Bereits mit 17 schloss er sich dem tschechischen Club SKST Banik Havirov an, ehe ein gutes Angebot aus Erlangen kam. „Wir hatten dort große Ambitionen, schafften es aber nicht ganz nach oben“ – das Team zerfiel, Barabanov wechselte zum TSV Stein in die bayrische Oberliga, führte den Club mit starken 17:11 Siegen auf Rang fünf. Auch dort zeigten sich dann aber Auflösungserscheinungen, ein erneuter Transfer war die Folge. Der Kontakt zu dem sympathischen Topspieler entstand dabei über den Ex-MTVer Slawa Zhadzko, mit Siarhei Afanasenko empfahl ein weiterer Ex-MTVer den friesischen Topclub wärmstens. „Jetzt also Jever – ich bin richtig happy!“ freut sich Barabanov auf die neue Herausforderung. „Ich glaube, die Regionalliga ist gut für meine sportliche Weiterentwicklung“, erklärt der Auswahlspieler, der zehnmal (!) wöchentlich trainiert und nach wie vor in Minsk wohnt. „Es gibt eine gute Verbindung von Vilnius nach Bremen mit dem Flugzeug – kann aber auch mal sein, dass ich mit dem Bus komme!“ Auch diese Opferbereitschaft ist es, die Barabanov weiterbringen soll. „Mit 21 träumt man immer noch davon, eines Tages zu den Topspielern Europas zu zählen – ich auch. Lange galt ich ‚nur‘ als sehr talentiert, nun aber hoffe ich, das nächste Level zu erreichen. In Jever will ich meine Bestleistung zeigen und dem traditionsreichen Club mit vielen netten Menschen helfen, so gut ich kann!“, erläutert der 21-Jährige seine Zielsetzung. Und die angesprochenen „Traditionen“ geben dem Club Recht - gerade die vom Gegner oft kritisierten oder belächelten „Ost-Importe“ wie eben Zhadzko und Afanasenko, wie Publikumsliebling Wandachowicz oder MTV-Legende Kacerauskas schlugen ein wie eine Bombe! Man darf also gespannt sein auf Kirill, Barabanov, Spitzenspieler des MTV Jever…

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