Eine Viertelstunde zum Abgewöhnen

HSG Wilhelmshaven vermiest Mannschaft des Trainerteams Reiner Schumacher und Axel Wolf die Stimmung. VON THOMAS BREVES JEVER/SCHORTENS – So hatten sich die Landesliga-Handballer der HG Jever/Schortens einen lockeren Aufgalopp zur Weihnachtsfeier sicherlich nicht vorgestellt. Anstelle einen vermeintlich sicheren Sieg gegen den Tabellenletzten HSG Wilhelmshaven bei einem gemütlichen Beisammensein und leckerem Essen im MTV-Heim zu feiern, gab es lange Gesichter und mehr als bedröppelte Mienen – dazu einen Trainer Reiner Schumacher, der Mühe hatte, seine Gefühle auch nur halbwegs unter Kontrolle zu bringen. Die HG musste eine 24:25-Niederlage schlucken, die trotz einer zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Führung alles andere als unverdient war. Nichts deutete bis zur 35. Minute darauf hin, dass die Hausherren nicht als Sieger das Feld verlassen würde. Die HSG Wilhelmshaven bot Handball-Magerkost und hatte große Mühe, gegen die gut postierte 6:0-Abwehr der Gastgeber zum Abschluss zum kommen. Kam doch einmal etwas durch, war Torsten Janßen im Tor zur Stelle. Er kam am Ende auf hervorragende 19 Paraden. Im Angriff überzeugte das schnelle Aufbauspiel der HG mit vielen Positionswechseln und Druck auf die Nahtstellen der HSG-Abwehr. Immer wieder spielten die Hausherren entweder Kreisläufer Jan Bergmann frei oder kamen über die Halbpositionen zu guten Gelegenheiten, die vor allem Marvin Oschmann zu nutzen wusste. Was dann jedoch geschah, war eine Verkettung von Fehlern, die nicht zuletzt bei den Entscheidungen des Trainerteams begann. Anstatt die beruhigende Führung zu nutzen und zu wechseln, ließen sie ihre erste Sechs weiterspielen. Die verzettelte sich im Angriff auch aufgrund der schwindenden Kräfte zunehmend in Einzelaktionen. Erfahrene Spieler wie Torben Schoster suchten aus waghalsigen Positionen den Weg zum Tor. Die technischen Fehler im Angriff summierten sich am Ende zu einer stattlichen Summe. „Manche Spieler scheinen da einfach andere Ideen zu haben als ich“, sagte Reiner Schumacher. Anstatt ruhig weiterzuspielen, wurde es hektisch. Das war auch in der Abwehr zu spüren. Die Spieler in der 6:0- Abwehr verloren die Bindung, traten gegen nicht unbedingt groß gewachsen Angreifer der HSG zu weit heraus und öffneten damit Räume. Die wusste vor allem Wilhelmshavens Aufbauspieler Philipp Rose zu nutzen. Zeigte er sich bereits als guter Vollstrecker vom Siebenmeterpunkt, so wühlte er sich nun auch immer stärker Richtung Sechsmeterkreis und hatte dann häufig noch die Gelegenheit, einen tödlichen Pass zu spielen. Binnen zwölf Minuten hatte die HSG Wilhelmshaven, die dabei auch von einem immer besser auftrumpfenden Tim Hattensaur zwischen den Pfosten profitierte, zum 22:22 ausglichen (48.). „Wir geben nie auf, die Jungs können einen Rückstand schlucken“, sagte HSG-Coach Jörg König nach der Partie. Das war nun auch der HG klar, reagieren konnte sie auf diese Erkenntnis aber nicht mehr. Das HG-Trainerteam brachte zwar mit Thore Jacobs und Dominik Schwarzenberger noch einmal zwei frische Spieler auf den Platz, doch auch die schafften es in der verbleibenden Spielzeit nicht mehr, neue Impulse zu setzen. Bis zum 24:24 blieb das Spiel ausgeglichen, dann aber markierte der Gast über die rechte Außenposition die erste Führung in der Begegnung überhaupt. Und die sollte zum Sieg reichen. Während sich die Spieler der HSG jubelnd in den Armen lagen, brannte bei Reiner Schumacher angesichts der vermeidbaren Niederlage spürbar die Luft. Eine friedvoll- entspannte Weihnachtsfeier hat es wohl nicht gegeben.

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