Einer für alle und alle für Julia
Der Zusammenhalt in Julias HandballMannschaft hilft ihr durch die schwere Zeit der Therapie.
VON KATHRIN KRAFT
JEVER – Fröhlich, aufgeschlossen, lebenslustig – diesen Eindruck vermittelt Julia Grüning. Seit der E-Jugend spielt sie bei der HG Jever/Schortens Handball, mittlerweile ist sie A-Jugend-Spielerin. Dreimal in der Woche steht sie zum Training in der Halle – normalerweise. Denn seit dem Februar dieses Jahres steht Julias Welt Kopf. Da kam die Diagnose: Leukämie. Mit einem Mal änderte sich so ziemlich alles. „Ich weiß noch, wie die Mädchen zum Training kamen, und mir erzählten, dass Julia Krebs hat“, erinnert sich ihre Trainerin Barbara Staszewski. „Alle haben geweint. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich überhaupt realisiert habe, was sie mir da gerade erzählt haben.“ Als die Erkenntnis aber durchgesickert war, kam schnell der Impuls zu handeln. Barbara Staszewski regte ein Benefiz-Handballspiel an, um Geld für Julia zu sammeln. Die erste Herrenmannschaft der HG Jever/ Schortens war gerne bereit für diesen guten Zweck auf die Platte zu gehen, und auch Handball-Drittligist HSG Varel-Friesland war es ein Anliegen, zu helfen. So treffen die beiden Mannschaften morgen um 16 Uhr in der Sporthalle an der Jahnstraße in Jever aufeinander. „Die Mädchen aus meinem Team sind wie meine Kinder“, erklärt Barbara Staszewski, die auf zahlreiche Zuschauer aus dem ganzen friesländischen Raum hofft. „Ich glaube, ich habe eine gute Halle ausgesucht. Die Stimmung ist familiär, und mit Varel als Gegner gibt es sicherlich guten und professionellen Handball zu sehen“, ergänzt sie.
Julia selber und ihre Eltern sind von der Idee eines Benefiz-Spiels begeistert. „Es ist sehr, sehr gut, wie der Verein unsere Tochter unterstützt“, bestätigt Julias Vater Friedrich Grüning und ist überzeugt davon: „Das trägt mit Sicherheit zu ihrer Gesundung bei.“ überhaupt ist die Stimmung in der Familie auffallend positiv. Von Julias Krankheit lässt sie sich nicht unterkriegen. „Selbst die ärzte sind erstaunt, wie gut sie die Therapie und alles wegsteckt“, sagt der Vater.
Einen großen Anteil an Julias guter Verfassung haben sicherlich auch ihre Mannschaftskolleginnen. „Es ist super toll, wie mich die Mannschaft unterstützt“, erklärt sie. Ein Kissen mit aufmunternden Sprüchen und Wünschen hat sie bekommen, außerdem hat sie ihr Trikot mit nach Hause genommen. Am Anfang der Behandlungsphase haben ihre Freundinnen sie viel besucht. Beim gemeinsamen quatschen, Pizza essen und „Germanys next Topmodel“ gucken konnte sie die Krankheit für einige Stunden verdrängen. Mittlerweile ist die Therapie so weit fortgeschritten, dass viel Besuch leider nicht möglich ist. Die Infektionsgefahr für Julia ist zu groß. Trotzdem chatten und telefonieren die Mädchen regelmäßig, sind über alle Fortschritte informiert.
Unterstützung bekommt Julia auch von ihren Mitschülern der BBS Jever. Die Schulkollegen haben ihr ein Bilderbuch geschickt, vermissen ihre Freundin. Die 17-jährige möchte gerne in ihrem Jahrgang bleiben und im nächsten Jahr gemeinsam mit ihren Freunden das Abitur machen. Da sie die Schule im Moment nicht besuchen kann, ist sie auf Privatunterricht zu Hause angewiesen. „Mit dem Geld, das wir hoffentlich sammeln, kann Julia einen Lehrer bezahlen, oder vielleicht sogar eine Kamera anschaffen, mit der sie von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen kann“, sagt Barbara Staszewski. „Sie kann natürlich auch in eine Perücke investieren. Das Geld steht Julia zur freien Verfügung, sie soll selber entscheiden, was sie damit macht.“
Von der Idee mit der Perücke hat Julia indes etwas Abstand genommen. Ihr ehemals langen blonden Haare sind zwar ausgefallen, allerdings kommt sie mit den Kopftüchern aus Bambusmaterial gut klar. „Die sind aber auch recht teuer, so kann ich mir vielleicht noch ein paar neue Tücher von dem Geld besorgen“, hofft sie.
Ob Julia morgen selber beim Benefizspiel in der Halle sein kann, entscheidet sie kurzfristig. Ausschlaggebend ist dafür nicht nur ihr gefühltes Befinden, sondern auch der Wert einer Blutuntersuchung. Wenn Julias Blut eine bestimmte Zelldichte aufweist, kann sie dem Handballspiel am Sonntag selber beiwohnen. „Ich hoffe, dabei sein zu können und freu mich drauf“, sagt sie fröhlich.
Wer am Sonntag nicht in die Jahnhalle kommen kann, aber dennoch etwas für Julia spenden möchte, kann das auf einem eigens von der HG Jever/Schortens eingerichteten Konto tun ( Volksbank Jever eG, Kontoinhaber und Elisabeth Grüning, BLZ: 28262254, Kontonummer: 2176580010, Verwendungszweck: Julia).