HG-Reserve gewinnt Pokalfight
Jahnhölle erlebt eine Wiederauferstehung. Trainer Christian Schmalz ist stolz auf seine Truppe. VON THOMAS BREVES
JEVER/SCHORTENS – Es bricht wie ein Urschrei aus Jan Hendrik Behrends heraus. Mit geballten Fäusten, die Arme weit vom Körper abgespreizt, steht er nur Zentimeter vor den Zuschauerrängen und brüllt seine gesamte noch verbliebene Energie hinaus. Die Handballfans in der Jahnhalle schreien zurück, toben angesichts der Energieleistung, die die Reserve der HG Jever/Schortens gerade auf den Boden der Sporthalle an der Jahnstraße gebracht hat. Mit 19:14 entzaubert das Team von Trainer Christian Schmalz den Oberligisten HSG Schwanewede/ Neunkirchen und zieht damit in die Runde der letzten 16 Mannschaften.
„Alter Schwede“, entfuhr es dem Coach nach dem Schlusspfiff und er ließ sich erst einmal auf eine Stufe der Tribüne sinken. Die Handball-Oldies hatten beinahe ohne Training in eigener Halle am Ende die größeren Kraftreserven und wohl auch den größeren Willen gezeigt, das Turnier gewinnen zu wollen. „Ich hatte Bedenken, dass wir nach hinten raus Probleme bekommen“, erklärte Schmalz. Zunächst musste sich sein Team nämlich gegen den Ligakonkurrenten MTV Aurich durchsetzen. Das gelang souveräner als erwartet.
Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen indes gewann ihr Halbfinale gegen die Oberliga- Mannschaft des VfL Edewecht. Dass beide Mannschaften die Pokalrunde ernst nahmen, war schon nach fünf Minuten zu erkennen. Da stellten die Unparteiischen VfL Akteur Tobias Weihrauch und HSGSpieler Lukas Feller mit Rot vom Platz. Beide waren in einer eher harmlosen Szene aneinander geraten und wurden zur Abkühlung von den Schiedsrichtern auf die Tribüne geschickt.
Das Beste hatten sich die HG und die HSG tatsächlich dann aber für das Finale aufgehoben. Mit zunehmender Spielzeit kamen auch die Handballfans immer mehr in Wallungen. Das lag zum einen an der kämpferischen Partie auf dem Platz, zum anderen an den Schiedsrichtern, die mehrfach kräftig daneben lagen und für Unverständnis und Kopfschütteln auf dem Feld und der Tribüne sorgten. Richtig lagen sie indes, als sie Schwanewedes Matthias Ruckh mit der dritten Roten Karte des Tages vom Platz schickten. Er hatte bei einem Siebenmeter HG-Keeper Holger Eilts mit einem Kopftreffer zu Boden geschickt.
Mit ihren weiteren Pfiffen sorgten sie dann mehr oder minder unfreiwillig dafür, dass die Gäste nach 9:13-Rückstand beim 13:14 aus ihrer Sicht noch einmal Morgenluft schnupperten. Jan Hendrik Behrends hatte sich zu diesem Zeitpunkt eine durchaus berechtigte doppelte Zwei-Minuten-Strafe eingehandelt.
Zurück auf dem Platz setzte er seine Wut in Tore um. Mit einem Doppelschlag brachte er sein Team mit 17:14 in Front. Die Abwehr mit einem großartig aufgelegten Thomas Hilbinger im Tor rackerte unermüdlich und wurde belohnt. Der zuvor etwas glücklose Jan- Uwe Behrends traf zum 18:14 und mit einem Kempa-Trick, vollendet vom überragenden Kai Behrend, erlebte die Handballhölle an der Jahnstraße nach trostlosen Monaten eine Wiederauferstehung. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die HG auch das nächste Viererturnier wieder in Jever ausrichten wird.