Hochdramatisch, hochintensiv, tiefenttäuscht
350 Zuschauer hält es in der Schlussphase des Spiels nicht mehr auf den Sitzen. Rettender Strohhalm gleitet aus den Händen. VON THOMAS BREVES JEVER/SCHORTENS – Es gibt kein „Happy-End“. Noch am Sonnabend glomm ein kleiner Funke Hoffnung nach der Verbandsliga- Partie gegen den VfL Frendenbeck II für die HG Jever/Schortens, trotz der Niederlage doch noch die Klasse halten zu können. Spielleiter Klaus Wernicke musste diesen am Sonntag allerdings ersticken. Die HG Jever/Schortens steigt nach der 18:19-Niederlage ab und tritt in der kommenden Saison in der Landesliga an. Umso härter ist es für die Mannschaft, die am Sonnabend in der Sporthalle an der Jahnstraße ein letztes Mal unter Trainer Jaroslaw Frackowiak antrat. Denn sie lieferte einen großen, emotionalen Kampf ab, war nahe dran an einem Sieg und damit der kleinen Sensation gegen den Tabellendritten. Betreten und enttäuscht saßen die HG-Spieler noch Minuten nach dem Schlusspfiff reglos in der Halle. Jan Bergmann lehnte frustriert an der Hallenwand, Sebastian Pudelko saß am Mittelkreis, den Kopf in den Händen vergraben. Der Blick von Henning Cassens, der verletzungsbedingt nicht antreten konnte, ging ins Leere. Im Hintergrund feierte der VfL Fredenbeck lautstark den Sieg. Fünf Trommler und zahlreiche Spieler des VfL aus der 3. Liga, dritten Mannschaft und A-Jugend hatten von den Zuschauerrängen ihr Team zum Sieg gepeitscht. Für den VfL Fredenbeck II ging es um nichts mehr. Den Vorwurf, mit zu wenig Einsatz für Wettbewerbsverzerrung zu sorgen, hätte er sich wahrlich nicht gefallen lassen müssen. Über die gesamten 60 Minuten entwickelte sich eine wahre Abwehrschlacht. Oftmals mussten die Unparteiischen das Spiel wegen kleinerer Verletzungen unterbrechen. Die Emotionen kochten besonders in der Schlussphase der Partie hoch. Nicht ganz unschuldig war dabei das Schiedsrichtergespann, das das eine oder andere Mal nicht zugunsten der HG entschied. So wertete es einen Treffer von Sören Krebst nicht, obwohl der Ball in vollem Umfang die Linie überquert hatte und sahen von einer Roten Karte gegen einen VfL-Spieler ab, die er sich nach einem beherzten Griff in den Wurfarm von Marvin Oschmann eigentlich redlich verdient hatte. „Es hat Geschmäckle“, befand Routinier Hero Dirks. „Fredenbeck steht nicht umsonst ganz oben“, sagte Trainer Frackowiak nach der Partie. „Mit nur einem Tor zu verlieren tut heute allerdings doppelt weh. Wir wollten es aus eigener Kraft schaffen, leider Gottes hat es nicht gereicht.“ Nach einem knappen 7:10 zur Pause, hatten sich die Hausherren in der zweiten Spielhälfte akribisch Stück für Stück zurück gekämpft und waren in der 45. Minute nach einem Siebenmetertreffer von Krebst sogar mit 13:12 in Führung gegangen. Die Schlussphase hätte dann dramaturgisch kaum besser geschrieben werden können. Die HG geriet wieder in Rückstand (13:14). Sebastian Pudelko glich aus. Im selben Atemzug gab es Zweiminutenstrafen für Jan Bergmann und einen VfL-Spieler. Krebst brachte seine Mannschaft vom Siebenmeterpunkt wieder in Front, bevor Sebastian Keib eine Zeitstrafe kassierte. Zu viert stemmte sich die Heimsieben mit allen Kräfte gegen den Ausgleich, doch es war vergebens. Im Gegenzug wurde der reguläre Treffer von Krebst nicht gegeben, stattdessen brachte der VfL den Ball per Tempogegenstoß im Tor unter. Eine weitere Zweiminutenstrafe in der 53. Minute gegen den VfL hielt die Hoffnung am Leben, doch noch mit einem Sieg vom Platz gehen zu können. Dreimal glich die HG noch aus und beim Stand von 18:18 hatte sie zwei Minuten vor Schluss sogar den Ball und die Möglichkeit, für die Entscheidung zu sorgen. Finn Busalski suchte aber den Abschluss zu früh, doch Thomas Hilbinger im Tor parierte im Gegenzug glänzend. Eine Minute vor dem Ende war die HG erneut im Angriffsrecht. Keinen der Zuschauer hielt es jetzt noch auf den Sitzen. Getragen von einer Welle der Euphorie versuchte Sören Krebst sein Glück und scheiterte. Der VfL hingegen nutzte die verbleibenden Spielzeit und ließ die nun offensiv heraustretende HG-Abwehr ins offene Messer laufen. Der Treffer vom Kreis zum 19:18 besiegelte den bitteren Abstieg. Bild 1 (THOMAS BREVES): Hero Dirks gab in seinem letzten Spiel für die erste Mannschaft noch einmal alles. Vor allem in der Defensive wird der Routinier eine Lücke hinterlassen. Bild 2 (THOMAS BREVES): Sebastian Pudelko brauchte nach dem Spiel erst einmal Zeit, sich zu sammeln.