Lauf-Abc, Baggern und die richtige Technik
Seit Oktober im Punktspielbetrieb. Heute ab 10 Uhr ist Heimspieltag. VON KATHRIN KRAFT
JEVER – Anne bitte, nicht Anna- Maria, „so nennt mich nur meine Mutter“ – Anne Janssen weiß was sie will, vor allem von ihren Jugendvolleyballern, die sie beim MTV Jever seit drei Jahren betreut. Technisch schönen Sport möchte sie sehen, dafür arbeitet sie jeden Dienstag zwei Stunden lang mit den Jugendl ichen zwischen 13 und 17 Jahren. 16 Spieler gehören zu den drei Nachwuchsmannschaften, die seit dieser Saison auch am Punktspielbetrieb teilnehmen.
„Die Luft im Training war raus. Alle hatten Spaß und kamen gerne – aber wofür?“, beschreibt Anne Janssen den Grund für diesen Schritt. In dem kleinen Hallendrittel der Sporthalle des Mariengymnasiums toben derweil 18 junge Sportler herum und wärmen sich auf. „Wir sind hier nicht im Urlaub“, ruft die Trainerin in den Saal, und alle legen noch einmal einen Gang zu. „Ich schät ze es sehr, dass auch Jungs dabei sind“, sagt sie, „die kommen mit meiner burschikosen Art gut klar.“ Auch der Umgang innerhalb der Gruppe zwischen Jungen und Mädchen sei toll.
Seit vergangenem Oktober opfert die Förderschullehrerin auch immer wieder ihre Wochenenden, um mit den Teenagern nach Wittmund, Emden oder Nortmoor zu fahren. Von dort kommen nämlich die Gegner, auf die die MTV-Mannschaften im Spielbetrieb treffen. Gerade heute sind es mal die Jeveraner, die als Gastgeber fungieren. Ab 10 Uhr treten fünf der sieben Ligateilnehmer in der Sporthalle des Mariengymnasiums gegeneinander an.
Die Spieltage in der Ostfriesland U 18 mixed (4er) Jugend- Kreisliga – so der offizielle Staffelname – finden in Turnierform statt. Fünf Mannschaften spielen im Modus „Jeder gegen Jeden“ auf einem verkleinerten Feld von sieben mal sieben Metern zwei Sätze, ein Unentschieden ist da schon mal möglich. Die besonderen Regeln für die Jugend beinhalten auch, dass das Netz tiefer hängt als gewöhnlich und dass jeder Spieler nur zwei Aufgaben am Stück machen darf. „Das kannte ich alles gar nicht“, gibt Anne Janssen zu – obwohl sie an der Carlvon- Ossietzky-Universität Oldenburg ein Sportwissenschaftsstudium absolviert hat. Die Staffelleiter des ostfriesischen Jugendspielbetriebs hätten ihr allerdings sehr unter die Arme gegriffen und die Friesen herzlich in ihrer Liga aufgenommen.
Das Training, das Anne Janssen wöchentlich mit ihren Jugendlichen absolviert, ist klar strukturiert. Das Aufwärmen mit Lauf-Abc können die Volleyballer längst alleine, die Übungsleiterin ruft nur Anweisungen herein. „Ich möchte 50 schöne Pässe im oberen Zuspiel sehen – capisce?“, fordert sie, und schaut genau hin. „Ganz wichtig ist die Technik, dann erst kommt der ganze andere Schicki-Micki“, betont die gelernte Kinderkrankenschwester. „Das war am Anfang bestimmt nervig, aber heute sind die Jungs und Mädels schon richtig gut.“ Der Stolz der Trainerin ist dabei kaum zu überhören.
Nach dem Einspielen stehen Schlagübungen am Netz auf dem Programm, ehe es endlich zum Spielen geht. Darauf freuen sich die Jugendlichen stets am meisten. Schnell sind drei Teams gebildet und die ersten Ballwechsel finden statt. Anne Janssen steht auf Netzhöhe und hat den Überblick: Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge schallen durch die Halle während in ihrem Kopf schon neue Pläne Gestalt annehmen.
„Ich möchte im Mai gerne eine zweite Damenmannschaft für die Kreisklasse anmelden“, sagt sie. Viele der Mädchen seien bereit für diesen Schritt. Über kurz oder lang soll jene zweite Mannschaft dann das Team von Volker Preuss anfüttern, das in der Bezirksliga auf Punktejagd gehen (heute, 15 Uhr, Sporthalle Mariengymnasium). Auch eine reine Jungenmannschaft hält Anne Janssen für denkbar. Es gibt nur ein Problem: „Ich kann mich ja nicht teilen“, sagt sie. Schon jetzt wird es im Hallendrittel eng, wenn alle zum Training erscheinen, „flauschig ist das auch nicht immer“. Und neben Job, Haus, Familie, Hund und eigenem Hobby noch eine Gruppe zu übernehmen, das ist selbst für Powerfrau Anne Janssen ein bisschen zu viel.