Mannschaftsfahrt de luxe: HG beim HSV

Marienstädter ersteigern Erlebnispaket. Logenplätze, Vier-Sterne-Hotel und Fahrt im Mannschaftsbus des HSV sind inbegriffen.
VON GORDON PäSCHEL
JEVER/HAMBURG – Normalerweise finden die Auftritte der Handballherren der HG Jever/ Schortens III praktisch unter Ausschluss der öffentlichkeit statt. Wenn die Truppe um Torwart Gerd Bargen spielt, verlieren sich jedenfalls nur selten Besucher in eine der Schulsporthallen in Friesland, Wittmund und Wilhelmshaven. Entsprechend nervös ist der 47-jährige Keeper, wenn er an den kommenden 23. Februar denkt. Denn statt wie ursprünglich vorgesehen in der Sporthalle Plaggenkrugstraße in Varel, läuft seine Mannschaft an diesem Tag in einer 13 000 Zuschauer fassenden Arena in Hamburg auf. Gerd Bargen hat sich selbst und seinen Mannschaftskollegen ein Aufwärmspiel der besonderen Art beschert: Gemeinsam fahren sie in etwa drei Wochen in die Hansestadt, um im Rahmen des
Champions-League-Heimspiels des Hamburger SV gegen den französischen Meister Montpellier vor großem Publikum anzutreten. Ihr Gegner ist eine Mannschaft, die sich aus verschiedenen Fanclubs des HSV zusammensetzt. Eigentlich hatte es geheißen, dass die HG auf die U 23 des Bundesligisten treffen sollte. Zur Erleichterung von Gerd Bargen wurden die Pläne jedoch geändert. „Die Rennerei gegen den amtierenden Herbstmeister der Oberliga hätten wir doch gar nicht verkraftet“, sagt er grinsend. Einige seiner Mitspieler seien schließlich schon älter als 60 Jahre. So aber dürfte es ein freundschaftlicher Wettstreit auf Augenhöhe werden, zu dem die Friesländer eigens mit dem Mannschaftsbus des HSV aus ihrem Vier-SterneHotel in Altona abgeholt werden.
Eintrittskarten ersteigert
So viel Exklusivität und Aufmerksamkeit für ein Team aus Regionsliga-Handballern? Gerd Bargen, der den maßgeblichen Anteil daran trägt, hat die Erklärung. Im Internet habe er von einer Sonderauk-
tion erfahren, erzählt er. Da stand, dass der Bundesligist im Rahmen der Aktion „Handball hilft“ zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe ein üppiges Erlebnispaket versteigern würde. Neben Hotelübernachtung und Vorspiel enthielt das Angebot 16 Eintrittskarten für eine Loge samt Verpflegung. Von hier aus würde der Gewinner der Auktion das Spiel verfolgen, ehe es im Anschluss zur sogenannten „Players-Party“ mit Anhängern und Spielern des HSV gehen sollte.
Als Gerd Bargen seiner Mannschaft von der Versteigerung erzählte, wurde schnell entschieden, dass man mitbieten wolle. „Was ist euch die Sache wert?“, fragte Bargen geradeheraus und erhielt die Zustimmung, bis zu 200 Euro pro Person kalkulieren zu können. Am Abend setzte er sich dann mit Freunden an den Computer und wartete auf das Ende der Auktion.
Schon am Nachmittag hatte er ein erstes Gebot gegeben und gesehen, dass das aktuelle Höchstgebot bereits bei mehr als 2000 Euro gelegen hatte. Umso erstaunter waren er und seine Mannschaftskollegen, als sie schließlich bei 2465 Euro den Zuschlag er-
hielten. „Da hat keiner mit gerechnet“, sagt der HandballVeteran, der seit mehr als 30 Jahren aktiv ist.
Die Nachricht von der „Mannschaftsfahrt de luxe“ machte natürlich schnell die Runde in der Regionsliga. Es gab sogar einige Anfragen, ob der eine oder andere nicht noch schnell in die Mannschaft eintreten könne, um die Reise nach Hamburg mitmachen zu können, erzählt Bargen. Und als er nach Varel schrieb, um die HSG um einen neuen Termin für das Punktspiel vom 23. Februar zu bitten, schlug der dortige Mannschaftsverantwortliche scherzhaft vor, dass man die Partie stattdessen doch einfach in die Arena nach Hamburg verlegen könne.
Im Tor von Bitter stehen
In den Reihen der HG wächst unterdessen bei aller Nervosität die Vorfreude auf ein unvergessliches Wochenende. Alleine im gleichen Tor zu stehen, in dem kurz darauf auch Johannes Bitter die Bälle hält, sei schon etwas Besonderes, weiß Gerd Bargen. Als Schiedsrichter hat er mehrfach Jugendspiele mit dem heutigen Keeper des Hamburger SV gepfiffen. Umso mehr freut Bargen sich daher auf die Gelegenheit, nach dem Spiel mit Bitter und einigen anderen Spielern ins Gespräch kommen zu können. „HANDBALL HILFT“
Unter dem Motto „Handball hilft“ werden seit 2008 von Vereinen der 1. und 2. Handball-Bundesliga sowie der 1. Liga der Frauen besondere Aktionen zur Verfügung gestellt und versteigert. Die Angebote können dabei vom signierten Trikot bis hin zu kompletten Sportreisen variieren. Der Erlös der Auktionen kommt der Deutschen Krebshilfe zugute. Alleine im Jahr 2012 kamen auf diese Weise rund 21 000 Euro zusammen. Das Gebot der HG Jever/ Schortens, das den Zuschlag für das ChampionsLeague-Spiel in Hamburg gebracht hatte, ist laut Thomas Krämer von der Deutschen Krebshilfe das höchste Einzelergebnis aller bisherigen Auktionen.

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