MTV Jever verpasst Coup in Bolzum

Der Favorit wankte, aber er fiel nicht. Fast viereinhalb Stunden hatten sich die Tischtennis-Regionalligisten SV Bolzum und MTV Jever mit offenem Visier beharkt, dann erst mussten sich die Underdogs aus Friesland doch dem hoch gehandelten SVB geschlagen geben. Durch das 7:9 beim Meisterschaftsfavoriten verpasste der MTV die hochverdiente Belohnung nach aufopferungsvollem Kampf und beendete die Niedersachsentournee nach Borsum und Bolzum ohne zählbaren Erfolg. „Dabei waren wir so gut“, resümierte Trainer André Pfaffe ernüchtert nach dem Sonntagsspiel. Und wirklich: Die Jeveraner bewiesen tolle Moral. Mit großem Willenbogen etwa Kiryl Barabanov/Philipp Flörke ihr Doppel nach 0:2-Satzrückstand gegen Klingspon/Otto doch noch um und egalisierten die Auftaktpleite von Audrius Kacerauskas/Marek Janssen gegen Beismann/Hielscher. Auch Florian Laskowski/Fabian Pfaffe fanden nach schwachem ersten Satz rechtzeitig ihren Rhythmus und siegten sicher gegen Xu/Schöttelndreier. Die 2:1-Führung verpuffte allerdings rasch, denn gleich vier Einzel in Serie gingen trotz Führung an die Hausherren. Dabei musste Jevers Spitzenmann Kiryl Barabanov wie schon in Tündern erneut in der Verlängerung des Entscheidungssatzes gratulieren – der Ex-Jeveraner Lars Beismann hatte das glücklichere Ende für sich. Philipp Flörke konnte gegen Klingspon nur den ersten Satz gewinnen, Marek Janssen führte zwar sogar 2:0, brach dann aber ein. Auch Audrius Kacerauskas, erneut für Niko Marek am Tisch, hatte alle Trümpfe gegen den Schülernationalspieler Jannik Xu in der Hand und unterlag unglücklich im Finaldurchgang. Erst Fabian Pfaffe konnte den Lauf der Bolzumer brechen und setzte sich in einem weiteren Spiel über die volle Distanz gewohnt kampfstark gegen Schöttelndreier durch. Florian Laskowski musste allerdings das schnelle 3:6 quittieren, gegen Abwehrer Otto kam er nie wirklich ins Spiel. Doch der MTV kämpfte – zunächst in Person von Barabanov, der Klingspon nicht den Hauch einer Chance ließ. Auch Philipp Flörke bewies, dass er längst in der neuen Liga angekommen ist. Jevers Linkspfote startete wie die Feuerwehr gegen Beismann und verlas dem Kriminalbeamten im fünften Satz endgültig seine Rechte (3:2). Auch Kacerauskas wollte Bolzum nicht ohne persönliche Trophäe verlassen und markierte mit einem eindrucksvollen 3:1 über den starken Hielscher das wichtige 6:6. Indes mussten Marek Janssen und auch Florian Laskowski die bessere Tagesform ihrer Gegner Xu und Schöttelndreier anerkennen und das 6:8 zulassen. Fabian Pfaffe aber ist derzeit in bestechender Form: Gegner Niklas Otto konnte sich bereits beim gemeinsam bestrittenen Mitternachtsturnier vor gut einer Woche davon überzeugen, Pfaffe lieferte nun weitere Argumente nach und rang den Bolzumer Defensivspezialisten in der Verlängerung des letzten Durchgangs nieder. Ein Sieg mit einem faden Beigeschmack für die MTV-Integrationsfigur: Das Abschlussdoppel war zu diesem Zeitpunkt bereits beendet, das Vorzeigedoppel des MTV mit Barabanov und Flörke war machtlos gegen die sehr homogene Bolzumer Kombination Beismann/Hielscher. Bis auf die Erkenntnis, auch gegen die Topteams der Regionalliga mithalten zu können, nehmen die MTVer also nichts aus Bolzum mit, diese zumindest ist Gold wert für die Moral: Noch am Samstag hatte die Friesland-Fraktion beim TTS Borsum ein bitteres und fast etwas zu deutliches 2:9 kassiert. „Kämpferisch haben wir uns nichts vorzuwerfen, Borsum war einfach besser!“ brachte André Pfaffe ein Spiel auf den Punkt, in dem sich die Gäste fast dreieineinhalb Stunden wehrten, aber nur zu zwei Spielgewinnen kamen. Erfreulicherweise war es ausgerechnet Philipp Flörke, der nach einigen glücklosen Auftritten gegen den ehemaligen Norddeutschen Meister und Ex-Zweitliga-Mann Patrick Decker so richtig Fahrt aufnahm und dem Borsumer Einser beim 11:2 im Entscheidungssatz keine Chance ließ. Auch gegen TTS-Zweier Petersen war Flörke jederzeit auf Augenhöhe und hatte seine Chancen, nutze diese aber ebenso wenig wie etwa Barabanov, der in Borsum sieglos blieb. Nachdem es mittig für Kacerauskas und Janssen gegen Hagemann und Schmidt nichts zu holen gab, konnte Florian Laskowksi mit einem insgesamt ungefährdeten 3:1 über L. Kolbe erneut verkürzen – es blieb bei der Ergebniskosmetik. Erst im November geht es nun weiter mit der Schleswig-Holstein-Tournee beim TSV Schwarzenbek und dem TSV Bargteheide

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