Riesenkrach und wichtige Rituale

Von Thomas Breves

Gleichbleibende Abläufe vor der Partie geben Sicherheit. Auch Trainer Henning Cassens erinnert sich an seinen Spieler-Spleen.

JEVER/SCHORTENS. Wenn heute Abend um 17.55 die Landesliga-Handballer der HG Jever/Schortens zu ihrem Heimspiel gegen den TV Dinklage in die Sporthalle an der Jahnstraße einlaufen, dann hat vorher im Kabinengang schon einige Minuten lang mächtig die Luft gebrannt. Die Spieler warten angespannt darauf, dass sich die Tür öffnet und die Einlaufmusik ertönt. Die Aluleiter, die an der Flurwand hängt, wird von vielen Händen bearbeitet, dass es nur so scheppert. Lautes Gebrüll schallt durch die Katakomben; nach Möglichkeit erreicht der Geräuschpegel auch den Gegner, der zwei Hallentüren weiter auf seinen Auftritt wartet. Eindruck schinden, sich aufputschen, heiß machen, bereit sein für den Kampf auf dem Feld. Es ist einer der tollen Momente im Teamsport, wenn man zusammensteht – eine Mannschaft, eine Aufgabe, ein Ziel: Heimsieg!

Zwei Stunden zuvor: Die ersten Spieler der HG kommen in der Halle an. Einige von ihnen werden noch von Physiotherapeut Dietmar de Vries mit Tape verarztet, harte Muskeln gelockert. Ab diesem Zeitpunkt beginnen für viele Spieler bewusst und unbewusst Rituale. „Tim Arends trinkt zum Beispiel immer einen Energydrink“, verrät Trainer Henning Cassens. Christian Wolf wird später, wie immer, als Letzter zur Besprechung erscheinen. Sie beginnt immer um 17 Uhr. Wer zu spät kommt, zahlt in die Mannschaftskasse. Auf den Tischen verteilt liegen Bananen. Das ist seit vielen Jahren so, schon zu Zeiten, als es die HG Jever/Schortens noch gar nicht gab. Die Besprechung dauert 15 Minuten. Pünktlich um 17.25 läuft sich die Mannschaft dann warm. Noch weiß keiner von den Spielern, ob er in der Startsieben stehen wird. „Das gebe ich erst kurz vor dem Spiel bekannt, damit jeder 100 Prozent Gas beim Warm-Up gibt und nicht vorher schon abschaltet“, sagt Henning Cassens. Dann ist es 17.50 Uhr. Die Mannschaft versammelt sich ein letztes Mal in der Kabine. Der Coach gibt die Aufstellung bekannt. Die Mienen in den Gesichtern zeigen Entschlossenheit. Es kann losgehen.

„Als ich früher als Spieler aufs Feld gekommen bin, habe ich meine Wasserflasche immer auf dieselbe Stelle an der Bank gestellt“, erinnert sich der Coach zurück. „Das gehörte dazu, war Normalität und ein Teil des Spiels. Als Trainer habe ich mein Ritual noch nicht gefunden“, verrät Henning Cassens.

Auch heute wird um kurz vor 18 Uhr wieder die Tür hinten links in der Halle aufgehen und die Spieler der HG Jever/Schortens laufen ein. Das lautstarke Publikum wird noch für eine Quäntchen mehr Adrenalin sorgen. Ob es am Ende ausreicht und die Mannschaft zu den dringend benötigten zwei Punkte treibt, wird sich etwa eineinhalb Stunden später zeigen.

Der TV Dinklage erreichte in der Hinrunde sieben Siege. Auch die HG Jever/Schortens unterlag in Dinklage mit 26:31 Toren. Vier TVD-Spieler erzielten in der Hinrunde mehr als 50 Tore: Kim Pansing (68), Andre Grote (57), Jannis Südkamp (55) und Michael Niehaus (53). Kim Pansing verwandelte von 41 Strafwürfen bislang 36. Mit dieser Quote zählt er zu den erfolgreichsten Vollstreckern der Landesliga.

Beim 31:26-Sieg gegen die HG Jever/Schortens gehörten Niehaus (7), Südkamp und Pansing (je 5) zu den wirkungsvollsten Spieler des TVD. Bei der 26:37-Niederlage beim Tabellenführer Eickener Spielvereinigung am vergangenen Spieltag fehlten weiterhin einige verletzte TVD-Akteure



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