Zwischen Genie und Wahnsinn

Durch eigene Hektik lässt sich die Wolf-Sieben den Erfolg am Sonnabend beinahe noch aus den Händen nehmen. VON THOMAS BREVES JEVER/SCHORTENS – Ein alter Handballspruch lautet: „Tor entschuldigt alles“. Ben Laurinat könnte sich diese Weisheit wohl auf den Wurfarm tätowieren lassen, denn am Sonnabend traf er gleich mehrfach in Situationen, die so manchem Trainer die Haare hätten zu Berge stehen lassen – seinen Mitspielern vermutlich auch. Dennoch, mit seinen Treffern war er maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass seine Landesliga-Handballer der HG Jever/Schortens am Sonnabend eben nicht als Verlierer, sondern als Gewinner gegen die Eickener SpVg vom Platz gingen. Die Friesländer setzten sich nicht unverdient mit 24:21 durch, machten sich die Aufgabe allerdings phasenweise schwerer als eigentlich nötig gewesen wäre. Denn die Gäste, die aufgrund eines Staus erst deutlich verspätet ankamen, präsentierten vor nur etwa 50 Zuschauern in der Sporthalle Beethovenstraße in Schortens genau das, was HG-Trainer Axel Wolf erwartet hatte. Eine 3:2:1-Abwehr, die darauf baut, Bälle zu erobern und mit schnellen Gegenstößen zum Erfolg zu kommen. Doch die Gästeabwehr war schlecht aufgestellt, agierte nicht eng genug am Mann und verschob zu langsam. Das kam vor allem dem jungen HG-Mittelmann Christian Wolf und Rückraumspieler Sebastian Keib zu Pass, die sich gut in Szene setzten und Löcher für ihren Nebenleute rissen. Die 6:0-Abwehr der Gastgeber löste ihre Aufgabe hingegen gut und zwang den Rückraum der Eickener SpVg vielfach dazu, aus der Distanz den Abschluss zu suchen. Diese landeten dabei zumeist in den Händen des starken Torhüters Torsten Janssen oder klatschten an die Wand der Sporthalle. Schnell führte die HG mit 9:5 durch eben jenen Ben Laurinat, dessen Wurf von Außen vom Innenpfosten ins Tor abprallte. Beim Stand von 15:9 wurden die Seiten gewechselt. Alles sah danach aus, dass die HG den Sieg sicher nach Hause bringen würde, doch plötzlich machte sich eine unerklärliche Hektik in den Reihen der HG-Sieben breit. Eine vier-minütige, teilweise doppelte, Überzahlsituation verlor die HG mit 0:3. Der Eickener SV ahnte, dass nicht alles verloren war und kam tatsächlich drei Minuten vor dem Schlusspfiff nach einmal auf zwei Tore heran (57.). Doch dann netzte Laurinat einen dieser unmöglichen Würfe ein und sicherte den HG-Sieg ab. TRAINERSTIMME
Axel Wolf (Trainer HG Jever/Schortens): Wir haben heute eine gute Abwehr gestellt und geduldig gespielt. Sebi (Sebastian Keib, Anm. der Redaktion) hat endlich die richtigen Entscheidungen im Einsgegen- Eins getroffen. In der zweiten Halbzeit haben wir das ein wenig übertrieben und sind nervös geworden. Gott sei Dank haben wir uns wieder gefangen. Man hat heute gesehen, dass die Abwehr mit Eike Schanko deutlich stabiler steht. Die Erleichterung über den Sieg ist da, ich hatte aber gedacht, dass wir uns schwerer damit tun.“

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